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Schwarzer Rindenbrand
Wer aufmerksam durch die Streuobstwiesen in der Umgebung unserer Gemeinde Eberdingen wandert und sich die Streuobstbäume etwas genauer betrachtet, dem werden die wenig belaubten lichten Kronen mit teils komplett blattfreien Zonen an sehr vielen Bäumen auffallen, obwohl Stamm und Rinde noch vital erscheinen. Gestandene Bäume, welche scheinbar noch viele ertragreiche Jahre vor sich haben und deren Kronen im letzten oder vorletzten Jahr noch vollständig mit saftigem Blattwerk versehen waren, sind plötzlich größtenteils kahl oder ganz abgestorben.
An diesem Punkt wird der Klimawandel in unserer Gegend direkt sichtbar. Durch die letzten 3 trockenen Sommer sind die Böden in tieferen Regionen so ausgetrocknet, dass unsere Obstbäume nicht mehr genügend Wasser bekommen. Da nützten auch keine vereinzelt feuchten Monate nichts mehr. Die Schädigung der Bäume ist endgültig und nicht mehr reversibel. Dies wird in den nächsten 3 Jahren noch deutlicher sichtbar werden, wenn Obstbäume in großer Zahl gefällt oder abgestorben sind. Dann wird es knapp mit eigenem Apfelsaft.
Die Trockenheit hat aber noch weitere Folgen, welche den Bäumen zusätzlich zusetzt. Der Trockenstress reduziert die Widerstandfähigkeit vor allem der Kernobstbäume gegen Krankheiten wie dem Pilz des schwarzen Rindenbrandes (Diplodia), der in vielen Obstanlagen deutlich sichtbar ist und verstärkt auch Jungbäume befällt. Der Fruchtkörper des Pilzes dringt vor allem durch Beschädigung oder Risse der Rinde ein. Die abgestorbene Rinde sinkt ein, verfärbt sich schwarz, platzt auf und löst sich teils vom Splintholz ab. Dies kann an allen Stellen des Baumes geschehen und schreitet relativ schnell voran. Schnell sind große Teile des Baumes befallen, was im reduzierten Kronenwachstum sichtbar wird.
Das Befallsrisiko mit dem Rindenbrand ist abhängig von Nährstoff und Wasserverfügbarkeit des Standortes und der Sorte. Auffällig ist z.B. eine stärkere Anfälligkeit der Roten Sternrenette, von der mehrere Bäume im Alter von 8 - 20 Jahren am Stamm so stark befallen sind, dass es an der Krone deutlich sichtbar ist und mit hoher Wahrscheinlichkeit zum Totalausfall führen wird. Nachfolgende Bilder zeigen die „Rote Sternrenette“ vor der Gemeindehalle in Nussdorf mit deutlichen Spuren des schwarzen Rindenbrandes.
Bei Kernobst mit schwacher Unterlage wie Spindeln kann die Infektion am Stamm innerhalb weniger Wochen zum Absterben des gesamten Baumes führen. Dies ist schon an 2 von 5 Apfelspindeln im OGV Garten eingetreten. In diesen 2 Fällen wurde dann die Krone unterhalb der Befallsstelle abgeschnitten und ein darunter liegender Ast zur neuen Krone hochgebunden.
Aufgrund der schnellen Ausbreitung des schwarzen Rindenbrandes in den letzten 3 Trockenjahren sind präventive Bekämpfungsmaßnahmen noch im Untersuchungsstatus. Das Landwirtschaftlich Technologiezentrum Augustenberg in Karlsruhe untersucht derzeit in einem Projekt, welche vorbeugenden Maßnahmen helfen. Untersucht werden Sortenanfälligkeit, Standorteinfluss und mögliche präventive Bekämpfung durch verschiedene Weißanstriche und Pflanzenschutzmittel.
Derzeit bekannte Maßnahmen
Das nachfolgende Bild zeigt den starken Befall mit Rindenbrand am Stamm einer 10-jährigen Roten Sternrenette mit Sämlingsunterlage (Hochstamm). Die befallene Stelle wurde im letzten Jahr ausgeschnitten und die Stelle weiträumig mit einem Kupferpräparat behandelt. Der Pilz hat sich zwar langsamer aber trotzdem weiter ausgebreitet. Die Stelle wurde nun nochmals nachgearbeitet. Der Stamm ist nun zu 75% im Umfang geschädigt. Sollte der Pilz zum Stillstand kommen, wird der Baum viele Jahre für die Überwallung mit neuer Rinde benötigen. Vermutlich wird dieses Experiment leider mit der Fällung enden und damit mit einem Zeitverlust von 10 Jahren für einen neuen Baum.
Ein anderes Experiment läuft an Spindeln im OGV Vereinsgarten wo 2 der 5 Spindeln aus Sorten Gala, Topas, Reglindis, Rubinola und Elstar innerhalb weniger Wochen am Stamm so stark erkrankt waren, dass die Krone oberhalb abgestorben ist. Die Stammverlängerung wurde dann unterhalb der Schadstelle abgeschnitten und der noch darunter liegende Ast als neue Krone hochgebunden. Die nachfolgenden Bilder zeigen einen Baum im 2. Jahr nach dem Entfernen der Krone. Er hat nun zu dem vorhandenen Seitenast, der zur neune Krone geformt wird, viele weitere Äste getrieben, allesamt bis jetzt gesund. Eventuell kann so ein Vorgartenbaum gerettet werden.
Bekannte vorbeugende Maßnahmen
Leider ist das Maßnahmenpaket damit sehr beschränkt. Wirksame Pflanzenschutzmaßnahmen sind noch nicht nachgewiesen, allenfalls eine leichte Verbesserung durch ein kupferhaltiges und damit toxisch wirkendes Mittel.
Das LTZ Augustenberg bittet im Zuge des laufenden Projektes um Informationen von Baumbesitzern um möglichst schnell eine entsprechende Datenbasis zur Beurteilung der Robustheit verschiedener Apfel- und Birnensorten aufzubauen. Im Internet unter dem Link
www.ltz-augustenberg.de > Arbeitsfelder > Pflanzenschutz > Schadorganismen > Krankheiten > Pilzkrankheiten
gibt es einen Fragebogen, über den vom Rindenbrand befallene Bäume mit detaillierten Standortdaten gemeldet werden können. Bei Einsendung von Rindenproben mit einem vollständig ausgefüllten Probenschein erfolgt eine Untersuchung auf schwarzen Rindenbrand.
Misteln an Obstbäumen
Der Mistelbesatz an Streuobstbäumen nimmt in den letzten Jahren sichtbar zu und gefährdet damit vermehrt den Streuobstbestand. Die Mistel ist kein wertvoller Bestandteil der Streuobstwiese wie in manchen Foren beschrieben, sondern ernährt sich als Halbschmarotzer vom besetzten Wirtsbaum. Die Laubholzmispel (Viscum album) treibt ihre Wurzeln in die Wasser und Nährstoff führenden Bereiche des Baumes und entzieht ihm so die für das Wachstum notwendige Energie. In entsprechender Befallsintensität werden ganze Baumpartien oder der gesamte Baum zerstört. In Zeiten zunehmender Trockenheit sind Misteln ein weiterer Sargnagel für unsere Streuobstbäume.
Die Mistel ist nicht naturschutzrechtlich geschützt, wie allgemein vermutet.
Die Vermehrung erfolgt durch die Vögel, welche die weißen Beeren mit dem Samen fressen und so den Samen verbreiten.
Eine nachhaltige Bekämpfung der Mistel ist nur durch Entfernen der befallenen Astpartie bis zur nächsten Astgabel möglich. Bei Befall der Leitäste oder der Stammverlängerung würde dies allerdings einen irreparablen Eingriff in die Baumstatik und den Kronenaufbau bedeuten. In diesem Fall sollte man nur die immer wieder kommende Mistel entfernen, damit keine weitere Vermehrung durch die Blüte erfolgt.
In einigen Gebieten unserer Region wird inzwischen einiges an Geld investiert, um die Bäume von Misteln zu befreien.
(Information und Bild von der Beratungsstelle Obst- und Gartenbau, Lb)
Bild:
Stark mit Misteln befallener
Obstbaum.
Fazit:
Misteln sind Halbschmarotzer,
nicht geschützt, schädigen nachhaltig den Wirtsbaum und sollten möglichst im Anfangsstadium entfernt werden.